Liebe Leser!

Es freut mich, daß Sie auch in die August-Ausgabe 2003 unserer Weltnetzzeitschrift wieder hineinschauen. Wie schon in unserer Februar-Ausgabe 2003 angekündigt, wird das Hauptthema der jetzt vorliegenden Ausgabe die innere und äußere Sicherheit der Russischen Föderation sein. Drei der hierzu abgedruckten Beiträge verdanken wir der freundlichen Unterstützung durch Herrn Dmitri Tultschinski von der Russischen Informationsagentur Novosty(1), ihm und „RIA NOVOSTY” möchte ich dafür hiermit nochmals meinen herzlichen Dank aussprechen!


Unser erster Artikel beschäftigt sich allerdings nicht mit unserem Hauptthema, sondern, wie es nun schon gute Tradition unserer Weltnetzzeitschrift ist, mit einem historischen Thema, das Rußland und Deutschland betrifft. Diesmal stammt der Artikel wieder von Michael Pflanz und beschäftigt sich mit den „wendischen” Göttern. Wer sich mit den sogenannten „germanischen” Göttern, also den vorchristlichen Göttern in Nord- und dem westlichen Zentraleuropa, etwas auskennt, der wird sehr leicht bemerken, daß sich fast ausschließlich die Namen unterscheiden, während die „wendische” und die „germanische” Mythologie inhaltlich nur die üblichen kleinen regionalen Abweichung aufweisen, ansonsten aber identisch sind. Die Unterschiede in den Namen ergeben sich aus der glagolitischen Sprachüberfremdung der Ostgermanen durch die Mönche Cyrillos und Methodios im 9. Jahrhundert, wie sie Michael Pflanz in seiner Artikel zur „Kritik der Slawenhypothese” in der Ausgabe Mai 2002 unserer Weltnetzzeitschrift dargestellt hat. Der jetzt vorliegende Artikel über die wendischen Götter ist also eine Fortsetzung und Vertiefung dessen, was Michael Pflanz in seinem Artikel „Kritik der Slawenhypothese” geschrieben hat.

Bezüglich der glagolitischen Umbenennung der Götter gab es, wie Michael Pflanz erwähnt, später auch wieder die umgekehrte Tendenz: „Vielfach gaben Chronisten wie der Mönch Orderik im 12. Jh. den Göttern des Landes die Namen Oğin, Şorr und Freyja, da sie diesen entsprechen.

Für viele unserer Leser wird die Vielzahl der Götternamen einigermaßen verwirrend sein. Deshalb möchte ich hier ausdrücklich auf zwei diesbezügliche Aussagen von Michael Pflanz hinweisen. Er schreibt: „Viele christliche Chronisten verwirren ihre Leser, indem sie Beinamen der Götter zu eigenständigen Göttern erheben.” und „Auch Mißverständnisse führten zu Götternamen, die es jedoch niemals gab.


Die ersten beiden Artikel zum Hauptthema dieser Ausgabe beschäftigen sich mit dem Tschetschenien-Konflikt. Inhaltlich ergänzen sie einander. In ihrem Beitrag „Tschetschenien  - Fragen und Antworten” gibt ein Autorenkollektiv von RIA Novosti einen sehr guten chronologischen Überblick über die Ereignisse und die Handelnden vor Ort, sowohl auf Seiten der Terroristen als auch der russischen Regierung. In seinem Artikel „Die geopolitische Falle für Putin” beleuchtet Dr. Jonathan Tennenbaum die internationalen Aspekte und die Drahtzieher dieses Konfliktes. Er bringt, ebenso wie das Autorenkollektiv, klar zum Ausdruck, daß die sogenannten „tschetschenischen Freiheitskämpfer” in Wirklichkeit den Interessen des tschetschenischen Volkes völlig entgegenhandeln, und er zeigt auch auf, daß die russische Regierung im Kaukasus nicht nur die wahren Interessen des tschetschenischen Volkes und die Interessen der Russischen Föderation als Ganzem verteidigt, sondern darüber hinaus auch die Interessen aller eurasischer Völker und, wie ich meine, wohl aller Völker überhaupt gegen den US-Imperialismus.(2) Diese Aussagen Dr. Tennenbaums zusammen mit denen des Autorenkollektivs zu den Ereignissen vor Ort(3) ergeben, wie ich meine, ein recht genaues Bild der wirklichen Geschehnisse im Kaukasus. Aber die ganze Skrupellosigkeit und die verbrecherische Energie der Terroristen kann man wohl nur ermessen, wenn man seinen Blick nach Afghanistan lenkt und sieht, in welches unendliche Elend die sogenannten „Freiheitskämpfer” im Solde der USA (und dort auch der VR China) die dortigen Menschen gestürzt haben. Die Hintermänner der Terroristen in Tschetschenien sind dieselben wie die der ehemaligen „Freiheitskämpfer” in Afghanistan und diese Hintermänner interessieren sich keinen Deut um das Wohl der Menschen in Tschetschenien, ihnen geht es, wie Lyndon LaRouche sagte, ausschließlich darum, „Rußland bis zu einem Zustand völliger Hilflosigkeit auszuplündern und aufzulösen”! Deshalb sollte jeder Tschetschene, der einen Blick auf die Situation in Afghanistan wirft, darüber froh sein, daß Tschetschenien noch ein Teil der Russischen Föderation ist und sich in deren Obhut befindet.


Ganz Zentralasien, also das gesamte Gebiet um das Kaspische Meer ist unvorstellbar reich an Bodenschätzen, vor allem Erdöl und Erdgas, und daher seit langem ein Objekt der Gegierde und ein Pulverfaß. In der Wochenendausgabe der Tageszeitung „Neues Deutschland” vom 12./13. April 2003 wurde von Sabine Kebir unter dem Titel „'Der Beitrag': Unheilige Stellvertreter-Kriege” ein Auszug aus John K. Cooleys Buch „Unholy Wars - Afghanistan, America and international Terrorism”, Pluto Press, 1999 gebracht. Den gesamten Artikel können Sie unter www.islamische-zeitung.de/ nr=2925 finden. Das hier gebrachte Zitat aus diesem Artikel(4) zeigt drastisch, wie skrupellos räuberisch Menschen sein können, ganz gleich ob sie sich Kapitalisten, wie in den USA, oder Kommunisten nennen, wie in der VR China. Wenn es darum geht, sich zu bereichern, dann ist man sich auch über ideologische Grenzen hinweg einig. Viele Menschen sind schlicht und einfach Räuber, und wenn sie sich Politiker nennen oder einen solchen vorschieben, so können sie diesem verbrecherischen Trieb nachgehen, ohne von den innerstaatlichen Gerichten behellig zu werden. Was soll man sich wohl denken, wenn es für den US-Kriegsminister Donald Rumsfeld zum Beispiel völlig in Ordnung ist, den Chicagoer Gangster Al Capone zu zitieren: „Mit netten Worten und einer Knarre erreichst du mehr als mit netten Worten allein.”? (Entnommen bei Noam Chomsky, www.zmag.de/article/article.php?id=784)

Wie die gegenwärtige Situation der äußeren Sicherheit der Russischen Föderation in Zentralasien ist, versuchen uns die Artikel „Eine sichere Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für Europa” von Dmitri Kossyrew und „Rußland - Mittelasien: Ein neues Beziehungsmodell” von Wassili Subkow darzustellen.

Der Beitrag von Dmitri Kossyrew betont, wie schon sein Titel sagt, die Wichtigkeit einer sicheren Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für die anderen europäischen Staaten und sieht die Anwesenheit der USA in der Region überwiegend positiv(5), wobei er allerdings keineswegs die möglichen Risiken(6) übersieht. Er ist sich selbstvertändlich darüber im Klaren, daß die USA nicht aus philanthropischen Motiven dort hingekommen sind, sondern um die dort vorhandenen Reichtümer für sich auszubeuten(7), meint aber, daß ein Teilen mit den USA sinnvoll und für alle Beteiligten von Vorteil sei.(8) Stark betont er die Problematik der russisch-chinesischen Beziehungen und legt große Hoffnungen in die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit „SCO”, sowohl im russisch-chinesischen Verhältnis als auch in den Beziehungen beider zu den zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken.(9) Dmitri Kossyrew sucht ganz pragmatisch nach einem modus vivendi auf der Grundlage eines friedlichen Ausgleichs der verschiedenen Interessen(10), der zwar immer unvollkommen aber besser als jede gewaltsame Auseinandersetzung ist. Die Frage dabei ist aber immer, ob die anderen Beteiligten auch soviel guten Willen haben?

Wassili Subkow gehört wohl eher zu denjenigen, die daran zweifeln, daß die anderen Parteien in der zentralasiatischen Gemengelage auf einen vernünftigen Ausgleich setzen und legt daher die Betonung mehr auf die eigene Stärke Rußlands sowohl gegenüber den USA(11) als auch gegenüber der VR China.(12) Wassili Subkow sieht auch die wichtige Rolle, die Afghanistan zwangsläufig in Zentralasien spielt und meint, daß sich gute Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit finden könnten.(13) Wenn man bedenkt, daß einerseits das heutige Rußland ja nicht mehr durch den ideologisch millitanten Materialismus des Marxismus' geprägt und andererseits Afghanistan von seinen angeblichen „Freunden” USA, VR China, Saudi-Arabien usw. gründlich desillusioniert ist, so muß man diese Ansicht Wassili Subkows wohl für durchaus realistisch halten.

Wenn Rußland es schaffen soll, seine Sicherheitslage in Zentralasien zu stabilisieren und dort sogar wieder die führende Rolle zu spielen, so braucht es Sicherheit an seinen westlichen Grenzen. Hier stellt sich natürlich für jeden, der auch nur einigermaßen die russische Geschichte kennt, sofort die Frage, wo verläuft eigentlich diese Grenze? Denn das alte Kernland Rußlands, also des Landes der Rus (Varäger), mit der alten Hauptstadt Känugard, also dem heutigen Kiew, ist jetzt unter dem Namen Ukraine ein von der Russischen Föderation unabhängiger Staat. Hier öffnet sich ganz zweifellos ein weiterer Aspekt der Fragen zur inneren und äußeren Sicherheit und Integrität Rußlands. Dazu gehört selbstvertändlich auch das Thema „Weißrußland”. Es würde aber den Rahmen dieser Ausgabe unserer Weltnetzzeitschrift vom Umfang her sprengen, hier und jetzt auch noch diese beiden Aspekte zu besprechen, und bleibt daher einer unserer nächsten Ausgaben vorbehalten.

Sicherheit an seinen westlichen Grenzen ist aber für Rußland auch eine Frage des guten Verhältnisses zu den Staaten Mitteleuropas, also auch die Frage nach einem guten Verhältnis zwischen Rußland und Deutschland. Und genau das wird das Thema der nächsten Ausgabe unserer Weltnetzzeitschrift „Der Lotse”, also unserer Februar-Ausgabe 2004 sein, wozu ich im Folgenden noch einige Zeilen schreiben werde.


Am 16., 17. und 18. Oktober dieses Jahres wird sich die Völkerschlacht bei Leipzig zum 190. Male jähren. Sie gilt als die wichtigste Schlacht der Kriege zur Befreiung der europäischen Völker vom napoleonischen Imperialismus. Diese Befreiungskriege waren durch das in der Folge der Konvention von Tauroggen (1812) geschlossene russisch-preußische Bündnis möglich geworden, nachdem Napoleon Bonapartes Truppen nach dem Brand Moskaus auf ihrem Rückzug aus dem Russischen Reich durch die Angriffe des russischen Heeres, vor allem an der Beresina, ganz erheblich dezimiert und geschwächt worden waren. Unterzeichnet worden war diese Konvention auf preußischer Seite durch den General York von Wartenburg, politisch war sie aber vom Freiherrn vom und zum Stein vorbereitet worden. Nachdem vom Stein als „leitender Minister” in Preußen ganz wesentliche politisch-gesellschaftliche Reformen durchgeführt hatte, zu denen vor allem die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Einführung der Selbsverwaltung der Kommunen (die gewählten Stadtverordneten mußten damals übrigens ehrenamtlich arbeiteten, sie erhielten keine Diäten!), die Einführung der Gewerbefreiheit und die zusammen mit Männern wie Scharnhorst und Gneisenau vorgenommene Heeresreform gehörten. Diese Reformen wurden dann unter seinem Nachfolger Hardenberg fortgesetzt. Da alle Bestrebungen Steins als leitender Minister Preußens auf die Befreiung Preußens und ganz Deutschlands (vom Stein: „Ich kenne nur ein Vaterland, das ist Deutschland.”) vom napoleonischen Joch gerichtet waren, wurde er von Bonaparte als Feind Frankreichs geächtet und mußte aus Preußen fliehen. Er wurde politischer Berater des Zaren Alexander I. Hier gehörte er zu denjenigen Beratern des Zaren, die diesem rieten, den von Napoleon nach dem Brand Moskaus gemachten Vorschlag zu einem Waffenstillstand nicht anzunehmen. Nach der Unterzeichnung der Konvention von Tauroggen rief vom Stein als Bevollmächtigter des Zaren im von preußischen und russischen Truppen besetzen Ostpreußen die Bevölkerung zum Befreiungskampf auf, die diesem Aufruf begeistert folgte.

Unsere Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft trägt ganz bewußt den Namen dieses großen deutschen Patrioten und Freundes Rußlands. Sowohl Deutschland als auch Rußland sind durch viele (Nachbar-)Staaten gefährdet. Daher brauchte und braucht Rußland die Freundschaft Deutschlands zum Schutz seiner Westgrenze und Deutschland brauchte und braucht die Freundschaft Rußlands als östliche Rückendeckung. Für alle Völker Europas bedeutete die deutsch-russische Freundschaft immer Frieden und Sicherheit.

Heute sind die meisten europäischen Staaten Vasallen der USA (wie es Brzezinski in seinem Buch „Die einzige Weltmacht” klar ausspricht) und deren Weltherrschaftsanspruchs. Daher wollen wir anläßlich der 190. Wiederkehr des Datums der Völkerschlacht bei Leipzig als Thema unserer nächsten Ausgabe hinterfragen, welche Möglichkeiten einer engeren deutsch-russischen Zusammenarbeit es bei der Befreiung Europas vom US-Imperialismus gibt, obwohl Deutschland ein Vasall der USA und daher nur beschränkt handlungsfähig ist? Wenn Sie zu diesem Thema etwas in unserer Weltnetzzeitschrift veröffentlichen möchten, so würden wir uns über Ihren Artikel freuen!


Nun bleibt mir nur noch die angenehme Aufgabe, mich bei unseren Autoren für die uns zugesandten Artikel sowohl im Namen unserer Gesellschaft als auch im Namen aller unserer Leser ganz herzlich zu danken! Wir hoffen, daß unsere Weltnetzzeitschrift Ihnen, lieber Leser, auch diesmal wieder weiteres Wissen über und zu Rußland bringen möge, und werden uns auch weiterhin über jede Stellungnahme zu unseren Artikeln freuen, die Sie uns in unser Gästebuch schreiben. Ich verbleibe mit den besten Grüßen

Ihr
Gerhard Noack

 


Fußnoten:

(1)  Hinweis zu „RIA NOVOSTY”:
Für diejenigen, die Informationen über Rußland veröffentlichen möchten, kann die „Russische Informationsagentur Novosty” ein interessanter Partner sein. Sie kann auf Anfrage Autoren zu den verschiedensten Themen vermitteln, die mit Rußland im Zusammenhang stehen. Für kommerzielle Medien sind die so vermittelten Artikel selbstverstädlich kostenpflichtig, für nicht-kommerzielle Medien, wie unsere Weltnetzzeitschrift „Der Lotse”, kann man die Artikel auch kostenfrei erhalten. Das müßte gerade für viele deutsch-russische Freundschaftsgesellschaften sehr interessant sein! Wenn Sie an diesem Angebot der „RIA NOVOSTY” interessiert sein sollten, so können Sie sich unter der e-Postanschrift tulchin@t-online.de an Herrn Dmitri Tultschinski wenden.
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(2)  „Die wichtigste Tatsache jedoch, ohne die jede Debatte über Friedensverhandlungen, Menschenrechte etc. absolut sinnlos ist, wird von den Medien übersehen oder sogar bewußt unterdrückt: Der Tschetschenienkonflikt seit 1989 war von Anfang an Teil eines geopolitischen Angriffs der Anglo-Amerikaner auf Rußland und ganz Eurasien. Obwohl das Ziel dabei sicherlich auch ist, Rußland in einen schier endlosen Konflikt zu verwickeln und längerfristig vielleicht sogar die Auflösung Rußlands vorzubereiten, geht es im Kern darum, ganz Eurasien in einen Dauerzustand religiöser und ethnischer Konflikte zu stürzen  - ganz im Sinne von Huntingtons 'Kampf der Kulturen' und des Konzeptes einer imperialen 'Weltregierung'.” (Dr. Jonathan Tennenbaum, Die geopolitische Falle für Putin.)

„Kurz nachdem mit dem Eindringen 'tschetschenischer Rebellen' nach Dagestan im August 1999 der zweite Tschetschenienkrieg begann, äußerte Lyndon LaRouche sich zu den Hintergründen des Konflikts, und seine Analyse ist heute ebenso wahr wie vor drei Jahren. Gegenüber einer russischen Zeitschrift sagte er: 'In der Form und politischen Methode folgt diese Operation gegen Rußland dem Vorbild des "Großen Spiels" der britischen Monarchie im 19. Jahrhundert im Transkauskasus und in Zentralasien. Man verwendet viele derselben Elemente, Methoden und Operationsgebiete, die das britische Empire seit den Tagen Benthams und Palmerstons ständig gegen Rußland verwendete ... Die gegenwärtige Operation ist eine Folge der Entscheidung von Thatcher und Bush 1989-91, die Sowjetunion zu zerstören und Rußland bis zu einem Zustand völliger Hilflosigkeit auszuplündern und aufzulösen.'” (Dr. Jonathan Tennenbaum, Die geopolitische Falle für Putin.)
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(3)  „Vor diesem kriminellen Hindergrund erfolgte die Ausartung des tschetschenischen Separatismus. Religiöse Extremisten und Banditen aus der ganzen Welt vom Schlage des Terroristen Chattab, der den Beinamen 'der schwarze Araber' hatte, die in Tschetschenien Zuflucht gefunden hatten, verfolgten ihre eigenen ideologischen und aggressiven Ziele, die mit den Interessen des tschetschenischen Volkes nichts gemein hatten.” ...   „Die Antiterroroperation der russischen Truppen in Nordkaukasien begann in den ersten Augusttagen 1999.” ...   „Damals waren die ersten Gruppen und Abteilungen der tschetschenischen bewaffneten Separatisten nach Dagestan eingedrungen.” ...   „Die Rädelsführer der Invasion waren Schamil Bassajew, der früher den Überfall auf Budjonnowsk geleitet hatte, und der damals noch wenig bekannte Hattab, der mit dem internationalen Terroristen Bin Laden liiert war. Ihr Hauptziel war die Besetzung von Machatschkala und der Zugang zur Kaspisee.” ...   „Tschetschenien wurde die Rolle eines Aufmarschgebietes für die Umsetzung der ambitiösen Pläne zur Schaffung eines mittelalterlichen Khalifats vom Schwarzen Meer bis zur Kaspisee eingeräumt.” (Ein Autorenkollektiv von RIA Novosti, Tschetschenien  - Fragen und Antworten.)
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(4)  „Ausgerechnet der damalige Sicherheitsberater Brzezinski hat später dem 'Nouvel Observateur' ein damaliges Geheimnis enthüllt: Am 3. Juli 1979 habe Präsident Carter eine erste Direktive unterschrieben, die eine sofortige aktive Unterstützung der gegen das prosowjetische Regime in Kabul agierenden Oppositionskräfte vorsah. Am gleichen Tag habe er selbst dem Präsidenten eine Note gesandt, in dem er vorhersah, daß dies eine sowjetische Militärintervention nach sich ziehen könne, die sich als 'Vietnam der Russen' erweisen würde. 'Wir haben die Russen nicht direkt zur Intervention gedrängt, aber wir haben die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß sie es tun.' Von nun an entrollt Cooley das tatsächlich so gut wie unbekannte geheime Szenario, nach dem Brzezinski Amerikas Krieg gegen die Sowjetunion mit Hilfe muslimischer Söldner in die Wege leitete. Weitgehend unbekannt war, daß Sadats Annäherung an die Muslim-Bruderschaften nicht nur das Ziel hatte, die linken und nasseristischen Kräfte im eigenen Land zu bekämpfen, sondern unter ihnen auch Söldner für Afghanistan zu rekrutieren. Unbekannt war auch, in welchem Ausmaß die chinesische Konkurrenz zur Sowjetunion für eine Einbindung in den 'Djihad' ausgenutzt werden konnte. Schon vor der sowjetischen Invasion tauchten bei Regimegegnern in Afghanistan chinesische Waffen auf. Und Anfang Januar 1980 konnte Verteidigungsminister Brown die Pekinger Regierung bei einem persönlichen Besuch davon überzeugen, nicht nur Waffen, sondern auch chinesische Muslime in den 'Djihad' einzubringen. Deren Ausbildung durch die chinesische Volksarmee wurde vom CIA mit 400 Millionen Dollar unterstützt. (Hervorhebungen durch die Redaktion) Der bedeutendste Verbündete der USA war indes das erzkonservative Saudi-Arabien. Daß es Kommunismus und Zionismus gleichermaßen als seine Erzfeinde ansah, fiel weniger ins Gewicht als die gemeinsamen Interessen hinsichtlich der Ölreserven des zentralasiatischen Raumes, einschließlich der südlichen Sowjetrepubliken. Saudi-Arabien finanzierte zunächst paritätisch, später mit mehr Geld als die USA die weltweit stattfindende Rekrutierung, Ausbildung und Bezahlung der muslimischen Söldner. Auf Grund der hohen Geburtenraten und der hohen Jugendarbeitslosigkeit in islamischen Ländern hatten die Werber leichtes Spiel. Und die Wahhabiten sorgten auch für die religiöse Konditionierung der in der ganzen Welt rekrutierten Muslime. Dies geschah durch die weltweite Subventionierung von Moscheebauten und deren materieller und personeller Infrastruktur, die neben karitativen Werken nicht selten auch die Aufgabe der Rekrutierung übernahm. Die militärische Ausbildung der Ausbilder für die Söldner  - meist Pakistanis -  erfolgte in den USA selbst, etwa im geheimen Camp Peary im Nordwesten von Williamsburg/Virginia und in Harvey Point/Nordcarolina. Hier wurden nicht nur Spionage und Sabotage gelehrt, sondern auch der Gebrauch aller möglicher Waffen bis hin zu Techniken, wie ein Gegner durch Dolchstoß in den Rücken oder Strangulation ausgeschaltet werden kann - obwohl 'Mord' den amerikanischen Streitkräften selbst und den Geheimdiensten gesetzlich verboten ist. Die so formierten Ausbilder bildeten ihrerseits hunderttausende Kämpfer in Afghanistan aus, vor allem aber in Pakistan, das sich unter Zia ul Haq zu einer Drehscheibe für hochgradig fanatisierte und militant ausgebildete Muslime aus der ganzen Welt entwickelte. Darunter waren auch Algerier und Palästinenser. Die ersteren sollten in den neunziger Jahren den harten Kern der islamistischen Guerilla in ihrer Heimat stellen, unter den letzteren befanden sich auch spätere Mitbegründer von 'Hamas' und 'Djihad' in Palästina. Entscheidend für die sowjetische Niederlage in Afghanistan waren zum einen die ab 1985 den Mudjahidin zur Verfügung gestellten Stinger-Raketen. Leicht transportierbar und einfach in der Anwendung, ermöglichten sie es auch Kämpfern mit geringer Ausbildung, sowjetische Hubschrauber und Flugzeuge abzuschießen. Weniger bekannt und von Cooley in einem brillanten Kapitel hervorragend belegt, ist der neben dem militärischen Krieg eröffnete Krieg der Drogen. Die ersten vom Ausland gestützten Mudjahidin-Stützpunkte entstanden entlang der traditionellen Pfade der Drogenmafia. Und während die USA begannen, diese in Südamerika zu bekämpfen, unterschrieb Reagan ein Geheimgesetz, das es der CIA erlaubte, im Kampf in Asien Drogen als Waffe zu tolerieren und gezielt einzusetzen. Erfolgreicher als zum Beispiel das Herstellen 'falscher' Zeitungen der sowjetischen Armee war denn auch das Demoralisierungsprogramm mittels Drogen, die den russischen Soldaten fast oder ganz kostenlos angeboten wurden. So entwickelte sich nicht nur innerhalb der Truppen ein Drogenhandel, der bis in die Sowjetunion hineinreichte und die Grundlage für die heutige, dort stetig zunehmende Verbreitung von Drogen war.” (Zitat aus der Wochenendausgabe der Tageszeitung 'Neues Deutschland' vom 12./13. April 2003.)
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(5)  „Moskau hielt und hält die US-Stützpunkte für ein Mittel, in der Region die terroristische Bedrohung zu beseitigen. Rußland betrachtet die USA nicht als Gegner, sondern als Partner im Kampf gegen den Terror, als Partner, dessen Interessen in dieser Region in vieler Hinsicht mit unseren übereinstimmen.” (Dmitri Kossyrew, Eine sichere Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für Europa.)
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(6)  „Natürlich bestehen viele Fragen über die dortigen Absichten Amerikas  - und sie werden bestehen bleiben. Die USA nutzen heute bekanntlich die ehemaligen sowjetischen Fliegerstützpunkte Chanabad und Kokajdy in Usbekistan, Duschanbe und Kuljab in Tadshikistan sowie Manas in Kirgisien. In ihre Umrüstung wurde bereits viel Geld investiert. Die Verfügung über diese Schlüsselflugplätze wird es nötigenfalls ermöglichen, den Luftraum der ganzen zentralasiatischen Region zu kontrollieren (Hervorhebung durch die Redaktion).” (Dmitri Kossyrew, Eine sichere Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für Europa.)
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(7)  „Bekanntlich hatten die USA bereits lange vor dem Beginn der Antitalibankampagne Zentralasien als Zone ihrer geostrategischen Interessen erklärt. Vor allem deshalb, weil die Kaspisee-Region laut einer Reihe von Einschätzungen mit ihren Vorräten an Öl und Gas den zweiten Platz in der Welt einnimmt und nur dem Nahen Osten nachsteht. Ihre Vorräte an Kohlenwasserstoffen übertreffen auf das Zehnfache die Vorräte an diesem wertwollen Rohstoff in Alaska. Soweit ich mich erinnern kann, hat der Präsident Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, vor einigen Jahren mitgeteilt, daß die prospektierten Vorräte an Kohlenwasserstoffen auf dem Schelf der Kaspisee 6 bis 12 Mrd. Tonnen betragen, gemessen an den perspektivischen Vorräten nimmt Kasachstan den zweiten Platz in der Welt nach Saudi-Arabien ein. Dabei steht die Wirtschaftlichkeit der Erdölförderung auf der Kaspisee nur denen der rentabelsten Vorkommen des Persischen Golfs nach.” (Dmitri Kossyrew, Eine sichere Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für Europa.)
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(8)  „Die finanziellen und technologischen Möglichkeiten Rußlands für Investitionen in die Vorkommen der Region, besonders auf dem Meeresboden, sind auch heute noch äußerst beschränkt. Darum können diesbezüglich zwischen den beiden Ländern keine großen Widersprüche bestehen, besonders, wenn Amerika nicht versuchen wird, alle zukünftigen Rohrleitungen unter Umgehung des Territoriums Rußlands zu verlegen.” (Dmitri Kossyrew, Eine sichere Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für Europa.)
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(9)  „Bemerkenswert dabei ist, daß nicht nur Moskau oder Peking, sondern auch die Staaten Mittelasiens praktisch einmütig den Standpunkt vertreten, daß allein amerikanische Militärstützpunkte auf ihrem Territorium für die Gewährleistung ihrer Sicherheit nicht ausreichen, und daß die SCO, die die Garantie der Sicherheit seitens der VR China und der RF bedeutet, als Ergänzung zur amerikanischen Präsenz notwendig ist.” (Dmitri Kossyrew, Eine sichere Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für Europa.)
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(10)  „Somit erhebt sich für Moskau in dieser Region, ebenso wie auch in allen anderen, nicht die Frage, ob es „mit Amerika gegen China” oder „mit China gegen die USA” auftreten solle. Eine unvorsichtige Unterstützung möglicher Konfrontationspläne der einen Seite gegen die andere hätte die russischen Interessen unmittelbar beeinträchtigen können. Diese Interessen sehen ganz anders aus: Zusammenarbeit mit China und den USA im Antiterrorkampf in Asien. Ebenso steht dazu auch Peking.” (Dmitri Kossyrew, Eine sichere Ostgrenze Rußlands als Schutz auch für Europa.)
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(11)  „Rußland muß diese Kräfte für sich gewinnen, vor allem aber das politische Kapital, das Rußland von der UdSSR geerbt hat, dafür zu nutzen, den „totalen Widerstand” gegen die USA zu sichern. Natürlich, die Regierungen der asiatischen Länder können die finanzielle und militärische Hilfe Washingtons begrüßen, brauchen aber nicht unbedingt die Politik des Weißen Hauses zu unterstützen. Im Endergebnis muß doch alles bezahlt werden, darüber sind sich die Spitzenvertreter der Region klar. Die Bezahlung dafür, die von den Amerikanern gefordert werden kann, sind nicht nur die Militärstützpunkte, ... ” (Wassili Subkow, Rußland - Mittelasien: Ein neues Beziehungsmodell.)
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(12)  „Die große Rolle Chinas in Mittelasien berücksichtigend, laviert Rußland zwischen zwei Gegensätzen: dem Streben nach Annäherung und dem Streben nach totalem Entgegenwirken. Welches davon die Oberhand gewinnen wird, wird die Zeit zeigen. Man kann jedoch davon ausgehen, daß mit der Festigung der wirtschaftlichen und militärischen Position Rußlands in Mittelasien sich das Entgegenwirken verstärken wird.” (Wassili Subkow, Rußland - Mittelasien: Ein neues Beziehungsmodell.)
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(13)  „Die Wiedergewinnung der Führungsrolle wird in vieler Hinsicht von der russischen Politik gegenüber Afghanistan abhängen. Moskau besitzt immer noch ein großes Potential an nichtmilitärischem Einfluß auf die afghanische Kräftekonstellation. Jahrzehntelang waren sowjetische Technik und Technologien hier allein auf weiter Flur. Sowjetische Fachleute haben praktisch alle Industrie-, Energie- und Transportobjekte in Afghanistan gebaut und betrieben. Der König, die Kommunisten, Mujaheds und Taliban haben mit sowjetischen Waffen oder deren chinesischen Varianten gegeneinander gekämpft. Moskau kann all das nicht unbeachtet lassen. Worauf es ankommt, ist, richtig zu bestimmen, auf wen in Kabul gesetzt werden muß.” (Wassili Subkow, Rußland - Mittelasien: Ein neues Beziehungsmodell.)

„Die neulichen Besuche des afghanischen Verteidigungsministers und des Innenministers haben gezeigt, daß in der afghanischen Hauptstadt die Notwendigkeit gespürt wird, Bündnisbeziehungen zum neuen Rußland aufzubauen. Mehr noch, dort hat sich eine sogenannte 'Russische Fraktion' herausgebildet. Ihre Grundlage bilden die Angehörigen der Nord-Allianz und der von ihnen kontrollierte Sicherheitsblock in der Regierung von Hamid Karzai.” (Wassili Subkow, Rußland - Mittelasien: Ein neues Beziehungsmodell.)
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