Liebe Leser!

Ich begrüße Sie zur ersten Ausgabe unserer Weltnetzzeitschrift, in der wir keine tagesaktuellen Artikel bringen, sondern Gedanken, Meinungen und Ansichten veröffentlichen, die im engeren oder weiteren Sinne in grundsätzlicher Weise (auch) die deutsch-russische Freundschaft betreffen. Jährlich werden vier Ausgaben unserer Zeitschrift im Abstand von jeweils drei Monaten erscheinen.



 

Als ersten Artikel haben wir ganz bewußt die von Michael Pflanz formulierte Kritik an der Slawenhypothese ausgewählt. Michael Pflanz ist ein profunder Kenner dieser Materie. Mit seinem Artikel setzt er sich, wie er es schon in seinem Vorwort sagt, gegen einen sinnlosen Völkerhaß und für eine Völkerverständigung ein, die weit über den Wunsch nach einer Erneuerung alleine der deutsch-russischen Freundschaft hinausgeht.

Damit spricht er den Mitgliedern unserer Gesellschaft aus dem Herzen. Denn durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg sind auf deutscher und russischer bzw. sowjetischer Seite vielen Millionen Menschen umgekommen. Wenn wir uns heute als die nachgeborene Generation fragen, wer von uns etwas davon hat, so müssen wir feststellen, daß sowohl wir Deutschen als auch die Völker Rußlands bzw. der ehemaligen Sowjetunion keine Vorteile aber sehr, sehr viele Nachteile davon haben, ganz zu schweigen von den Leiden derer, die damals persönlich von diesen Kriegen betroffen waren. Hätten unsere Völker seinerzeit ihre Kräfte und Mittel zum gemeinsamen Wohl eingesetzt, so wären unsägliche Leiden verhindert worden und wir alle hätten eine bessere Gegenwart!!! Denn spätestens seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wissen wir, daß alle Völker Europas den Krieg verloren haben und der einzige Gewinner die in den USA herrschenden imperialistischen und kolonialistischen Kreise sind (nicht der „kleine Mann” in den USA)!

Ich weiß sehr wohl, daß das hier Gesagte mir als „Antiamerikanismus” vorgeworfen wird. Wenn diese Kritiker damit sagen wollen, daß ich und unsere Gesellschaft gegen den US-Imperialismus eingestellt sind, so haben sie recht und wir empfinden diese Bezeichnung dann sogar als großes Lob für uns. Sollten unsere Kritiker unsere Ansichten gegen den US-Imperialismus jedoch als Hirngespinnste hinstellen wollen, so sollten sie vielleicht einmal die Äußerungen von Vordenkern der US-Außenpolitik lesen. Wie wäre es z.B. mit Zbigniew Brzezinski? „Tatsache ist schlicht und einfach, daß Westeuropa und zunehmend auch Mitteleuropa weitgehend ein amerikanisches Protektorat bleiben, dessen alliierte Staaten an Vasallen und Tributpflichtige von einst erinnern. 1) Oder: „Angesichts eines Großbritanniens, das sich selbst an den Rand manövriert und im wesentlichen ein Anhängsel der US-Macht ist, ... 2)

Wenn ranghohe russische Analysten der US-Außenpolitik schreiben, „daß die USA in ganz Eurasien eine Reorganisierung der zwischenstaatlichen Beziehungen anstreben ... wobei es aber auf dem Kontinent keine einzige führende Macht, sondern viele mittlere, relativ stabile und mäßig starke gäbe, ... die aber als einzelne oder im Kollektiv den Vereinigten Staaten zwangsläufig unterlegen seien 3), so muß selbst Brzezinski eingestehen, daß diese Ansicht „nicht ganz zu Unrecht 4) sei. Wie könnte er diese Ansichten russischer Analysten auch zurückweisen, wenn er selber dazu schreibt: „Als langfristige Aufgabe jedoch bleibt das Problem zu lösen, wie man Rußlands Demokratisierung und wirtschaftliche Erholung unterstützen und dabei das erneute Entstehen eines eurasischen Imperiums vermeiden kann, das Amerika an der Verwirklichung seines geostrategischen Ziels hindern könnte, ein größeres euroatlantisches System zu entwerfen, in welches sich dann Rußland dauerhaft und sicher einbeziehen läßt. 5)

Für die imperialistische Macht der USA, die einerseits auf der Zusammenarbeit ihrer Vasallenvölker und der Begrenzung dieser Zusammenarbeit durch tatsächliche oder wenigstens vermeintliche Gegensätze zwischen diesen Völkern andererseits beruht, ist der angebliche Gegensatz Germanen-Slawen selbstverständlich sehr nützlich, wie er über viele Jahrhunderte hindurch auch anderen Politikern von Nutzen war. Wenn man solche lediglich vermeintlichen Gegensätze aus den Köpfen der Menschen räumt, so leistet man einen wesentlichen Beitrag zur wirklichen und dauerhaften Verständigung zwischen diesen Menschen und entzieht denjenigen, die sich als falsche Makler zum eigenen Vorteil aufschwingen, den Boden. Deshalb muß man Micheal Pflanz für diesen aufklärenden Artikel dankbar sein.



 

Der folgende Beitrag wurde von Horst Beger im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Essen und Nischnij Nowgorod anläßlich einer Konferenz zum Thema der „Probleme der Selbstverwirklichung des Menschen als Einzelner und als Mitglied der Gesellschaft” im Jahre 2001 an der Universität von Nischnij Nowgorod gehalten und war daher auf diesen Hörerkreis abgestellt.

Nachdem sich Horst Beger um eine Klärung der Begriffe der „Moderne” und der „Postmoderne” bemüht hat, setzt er sich damit auseinander, welche Antworten verschiedene künstlerische, wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische „Bewegungen” (Tendenzen) unserer Zeit auf die Frage nach dem Sinn des Lebens geben. Dabei geht er nicht nur auf Visionen, wie die „20:80 Prozent-Gesellschaft” mit Brzezinskis „Tittytainment”-Lösung und Fukuyamas These vom „Ende der Geschichte”, ein, sondern auch auf Kunst, die man ernst nehmen kann, als auch auf billige Effekthaschereien, wie Pelewins Werbeslogan, in dem er Christus vor der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau aus einer Limousine aussteigen läßt.

Ich weiß nicht, wie unsere Leser es sehen werden, aber für mich ist dieser Artikel nicht nur interessant, sondern auch ethisch wertvoll, da sich sein Autor an mehreren Stellen klar und deutlich gegen die Unkultur der Beliebigkeit und für die Überzeugung ausspricht, daß es grundsätzliche Gebote gibt, die wir beachten müssen, wenn wir uns nicht selber zerstören wollen. Er spricht zwar nie von göttlichen Geboten, aber er meint sie!



 

Die Ablehnung der Unkultur der Beliebigkeit durchzieht auch den sehr ausführlichen Artikel über die Problematik der sogenannten „Globalisierung” von Dr. Gennadij Sjuganow, Vorsitzender der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF).

Auch er vertritt die Überzeugung, daß es grundsätzliche Gebote gibt, die beachtet werden müssen. Diese Auffassung ist ja auch die Grundlage dafür, daß er überhaupt vieles an der „Globalisierung” kritisieren kann. Denn würde er der These der Beliebigkeit menschlichen Handelns zustimmen, so wäre ja alles, was auf der Welt geschieht, auch gerechtfertigt. Bei der Lektüre dieses Artikels habe ich den Eindruck gehabt, als glaube er sogar an den göttlichen Ursprung dieser Gebote, da er sich an mehreren Stellen seiner Ausführungen auf die Werteordnung der (orthodoxen) Kirche beruft und einmal sogar Rußlands „tiefen Glauben” preist. Sollte ich mich nicht getäuscht haben, so würde ich hierin eine sehr positive Weiterentwicklung des ja eigentlich materialistischen Marxismus-Leninismus sehen.

In diesem Zusammenhang ist auch auffällig und interessant, daß Gennadij Sjuganow sich viel häufiger auf Lenin beruft als auf Marx. Das findet seinen Höhepunkt, wenn er schreibt: „Kurzum, eben die Synthese der leninschen Methodologie und des Erbes der besten vaterländischen Denker muß zur Grundlage eines modernen russischen Sozialismus und zum Unterpfand der Wiedergeburt unseres geliebten Rußlands - einer sozialistischen Großmacht - werden.” Hierin fällt aber nicht nur sein ausschließlicher Bezug auf Lenin auf, sondern auch sein glühender Patriotismus. Ein solcher Patriotismus wird von den Mondialisten sofort verteufelt und als verbrecherisch, gegen die Menschenwürde verstoßend, rassissstisch, faschistisch, nazistisch, kriegstreiberisch u.a.m. bezeichnet. Diese Verteufelung der Patrioten durch die Globalisierer ist aus deren Sicht auch völlig logisch und konsequent, denn die Globalisierer wollen ja die ganze Welt als ihr Imperium (One-World) haben, dem steht natürlich jeder Patriot entgegen, der ja für das Selbstbestimmungsrecht seines Volk eintritt. Wer aber seine eigene Familie, sein eigenes Volk wertschätzt, hat auch am ehesten Verständnis für den anderen, der ebenfalls seine Familie, sein Volk und sein Vaterland wertschätzt und zu erhalten sucht, so daß ein guter Patriot m.E. nach für das Selbstbestimmungsrecht aller Völker eintritt. Patriotismus heißt also Solidarität mit seinem Volk und Verständnis für die anderen Völker und hat nicht nur nichts mit (überspitztem) Nationalismus zu tun, sondern ist gerade dessen Gegenteil. Der (überspitzte) Nationalismus bedeutet Mißachtung des Rechtes auf Selbstbestimmung der anderen Völker und ist daher Imperialismus. Von der Mißachtung der Rechte anderer Völker um des Profites und der Macht des eigene Volkes Willen ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Mißachtung auch des eigenen Volkes, der völligen Volks- und Vaterlandslosigkeit, um des persönlichen Profites und der persönlichen Macht Willen - dieses ist das höchte Stadium des Imperialismus, der Räuberkapitalismus. Die Globalisierung, wie wir sie heute mit all' ihren Kriegen, ihrer Unterdrückung, ihrer Ausbeutung usw. erleben, ist das Ergebnis sowohl dieses (überspitzten) Nationalismus' als auch der diesen an Egozentrik und Egoismus noch überbietenden völligen Volks- und Vaterlandslosigkeit von Gruppen, die die Herrschaft vor allem in den USA, aber auch anderorts haben. Es ist diese nur an persönlichem Profit und persönlicher Macht orientierte Politik, die in ihrer Überheblichkeit glaubt, daß sie aller göttlichen Gebote spotten könne, die die vom US-Imperialismus unterjochten Völker als die apokalyptische „Herrschaft der Bestien” empfinden, die sie ja auch ist! Deshalb habe ich die patriotischen Äußerungen Gennadij Sjuganows als ausgesprochen positiv vermerkt, denn ich meine, daß es ohne Solidarität mit dem eigenen Volk (Patriotismus) auch keine soziale Gerechtigkeit inerhalb dieses Volkes, also wahren Sozialismus, geben kann und umgekehrt, vielmehr bedingen beide einander! (Es ist eine göttliche Gnade, daß wir alle sterben müssen und unser letztes Hemd keine Taschen mehr hat, sonst würden Raffgier und Bosheit auf Erden schon völlig unerträglich geworden sein!!!)

Als Freund Rußlands halte ich es für ganz besonders wichtig, daß Sjuganow in dem folgenden Satz darauf hinweist, daß die Architekten der neuen Weltordnung, der „One World”, Rußland immer als einen Feind ansehen werden, völlig unabhängig von der in Rußland herrschenden politischen Ordnung, solange es zu eigenständigem Handeln fähig ist: „So ist zum Beispiel heute schon völlig offensichtlich, daß Rußland die Architekten der 'neuen Weltordnung' nicht befriedigt hat und nicht befriedigt. Nicht nur als Hauptträger des dem Kapitalismus alternativen sozialistischen Weges der Entwicklung, sondern noch umfassender, als alte eigenständige Zivilisation mit ihrem selbständigen System geistiger, moralischer, gesellschaftlicher und staatlich-politischer Werte. Daß die westlichen Strategen das russische Volk mit seiner tausendjährigen Geschichte, mit seinen kostbaren nationalen Qualitäten des Zusammenhalts ('Sobornost') und der daraus erwachsenden nationalen Stärke ('Dershawnost'), mit seinem tiefen Glauben, seinem unausrottbaren Altruismus und seiner entschiedenen Absagen an die Köder des bürgerlichen liberal-demokratischen 'Paradieses' für eines der Haupthindernisse auf dem Wege der Globalisierung halten.” Der Vordenker des US-Imperialismus, Zbigniew Brzezinski, fordert ja auch ganz offen die Zerschlagung Rußlands. Für die von den USA bereits unterjochten Staaten Europas aber ist Rußland die große Hoffnung als das Gegengewicht, mit dem wir uns verbünden könnten, wie zur Zeit der Befreiungskriege gegen den napoleonischen Imperialsmus, um uns aus den Fängen des US-Imperialismus zu befreien. Daher ist die Deutsch-russische Freundschaftsgesellschaft „Freiherr vom Stein” der festen Überzeugung, daß wir Deutschen in der Zusammenarbeit mit Rußland nicht kleinkrämerisch nur auf uns bedacht sein sollen, denn jede Unterstützung, die wir Deutschen Rußland zukommen lassen, ist auch gleichzeitig eine Unterstützung für unsere eigenen Befreiungsbemühungen. So wie auch jede Unterstützung, die wir Deutschen von Rußland erhalten, auch gleichzeitig „der Wiedergeburt unseres geliebten Rußlands - einer sozialistischen Großmacht” dient, wie es Gennadij Sjuganow ausdrückt und wie auch wir es wünschen!

In der Deutsch-russische Freundschaftsgesellschaft „Freiherr vom Stein” wissen wir selbstvertändlich auch, daß Menschen und Organisationen, die dieses Ziel und diese Meinung offen aussprechen, ständigen Diffamierungen, böswilligen Verleumdungen und Behinderungen jeglicher Art durch Handlanger dieses Systems ausgesetzt sind, das Imperialismus und Neokolonialismus durch die Bezeichnung „Globalisierung” beschönigt. Dadurch sollte sich aber niemand von seinen Bemühungen für eine bessere Welt abhalten lassen, sondern im Vertrauen auf den göttlichen Segen und die göttliche Gnade den Kampf fortführen, denn, „wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Bösen”! Die Bosheit und Niedertracht dieses Systems und seiner Handlanger erinnern mich an ein Plakat, das in der Sowjetunion erschienen war und diese Bosheiten recht genau auf den Punkt brachte:

„Der Feind ist schlau, in ihm wohnt tierische Bosheit
- paß genau auf!”

Zwar bringt die „Schläue” der Mondialisten ihnen lediglich scheinbare Früchte, denn ihr Weg wird vergehen und sie selber wie Spreu vom Wind verweht werden, aber diese „Schläue” bringt doch viel Leid über die Guten. Deshalb ist es unsere Pflicht, zu ergründen, wie deren „System” funktioniert, um es überwinden zu können. Und genau diese Analyse des Systems versucht Gennadij Sjuganow zu geben. Sein Artikel enthält nicht nur eine ausführliche Darlegung vieler Probleme der „Globalisierung”, sondern auch wertvolle Anregungen dafür, wie man es besser machen könnte. Ich würde mir wünschen, daß niemand, der die Welt besser gestalten will, sich beim Lesen der Begriffe Kommunismus oder Sozialismus Scheuklappen anlegen möge, sondern diesen Artikel einmal unvoreingenommen lesen würde, - es lohnt sich bestimmt, zumal Gennadij Sjuganow ihn ja nicht etwa als fertige Lösung der Probleme anpreist, sondern ihn ausdrücklich lediglich als eine Diskussionsgrundlage vorlegt!



 

Im Namen unserer deutsch-russischen Freundschaftsgesellschaft möchte ich mich bei den Autoren der in dieser Ausgabe veröffentlichten Artikel herzlich bedanken. Einen ebenso herzliches Dankeschön geht an Eberhard Bock, der sich die große Mühe gemacht hat, den umfangreichen Artikel zur „Globalisierung” für uns aus dem Russischen zu übersetzen.

Selbstverständlich freuen wir uns über jede Stellungnahme zu den Artikeln, die Sie, liebe Leser, uns in unser Gästebuch schreiben werden. Ich wünsche Ihnen, daß die Lektüre unserer Zeitschrift für Sie interessant sein möge und verbleibe mit den besten Grüßen

Ihr
Gerhard Noack


1) Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht, Fischer Taschenbuch Verlag, 2. Auflage: September 1999, Seite 92.
2) ebenda, Seite 97.
3) A. Boguturow und W. Kremenjuk in: "The Americans Themselves Will Never Stop", Nesawissimaja Gazeta, 28. Juni 1996.
Entnommen aus:
Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht, Fischer Taschenbuch Verlag, 2. Auflage, September 1999, Seite 152.
4) ebenda, Seite 152.
5) ebenda, Seite 130.

 

Dieses ist ein Artikel der
Weltnetzzeitschrift „Der Lotse”